Pferde haben einen gut entwickelten Gesichtssinn und orientieren sich sehr stark optisch. So konnten sie sich in der natürlichen Umgebung, auf weiten, ebenen Flächen am besten zurecht finden. Durch den seitlichen Sitz der Augen am Kopf steht ihnen dauerhaft nahezu Rundumsicht zur Verfügung.

Sie haben sowohl im Vergleich zu uns Menschen, als auch zu anderen Tieren, sehr große Augen, so gelangt besonders viel Licht auf die Netzhaut.

In der Netzhaut der Pferde befinden sich – genau wie bei uns Menschen – zwei verschiedene Arten von Sinneszellen: Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen sind für die Unterscheidung zwischen hell und dunkel zuständig, die Zapfen für das Erkennen verschiedener Farben.

Im Gegensatz zum menschlichen Auge verfügen Pferde statt über 3 Zapfenarten nur über 2 dergleichen. Gemessen an menschlichen Gesichtspunkten geht man also davon aus, dass sie an einer Rot-Grün-Schwäche leiden, dafür jedoch Grautöne besser unterscheiden können.

Das Pferdeauge enthält jedoch etwa 20mal mehr Stäbchen als Zapfen, die Augen der Pferde sind somit weitaus lichtempfindlicher als unsere Augen. So brauchen Pferde zum Beispiel länger, wenn sie aus der Dunkelheit in die hell erleuchtete Reithalle kommen, bis sich die Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt haben.

Auch dies hat seinen Ursprung in den natürlichen Lebensbedingungen des Pferdes. Auf freier, ebener Fläche musste sich das Pferdeauge nicht auf ständig wechselnde Helligkeiten einstellen sondern konnte sich am langsamen Sonnenauf- und Sonnenuntergang orientieren.

Pferde verfügen – wie viele nachtaktive Tiere – darüber hinaus über eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut, das Tapetum lucidum, und können somit auch in für unser Auge oftmals völliger Dunkelheit mit Hilfe des vorhandenen Restlichts noch viel besser sehen als wir.

Du kannst diese Schicht mit der besonderen Lichtempfindlichkeit direkt sehen: Wenn dein Pferd im Dunkeln zum Beispiel von den Scheinwerfern eines Autos angestrahlt wird, oder du mit deinem Handyblitz ein Foto machst, werden die Augen das Licht reflektieren.

Der unangenehme Nebeneffekt:
Dein Pferd ist erst einmal geblendet.
Aber auch wenn dein Pferd nach einem längeren Aufenthalt im dunklen Stall hinaus in die strahlende Schneelandschaft geht, solltest du immer im Hinterkopf haben, dass dein Pferd deutlich länger braucht als du, um wieder „klar“ sehen zu können.